Transgourmet Vonatur verfolgt mit diesen Produkten höchste Nachhaltigkeitsziele und bietet spürbaren Mehrwert bis zum Gast.
Stille Inseloase im Herzen der Ägäis
Wer Leros von Nord nach Süd und von Ost nach West erkunden möchte, braucht eines jedenfalls nicht: viel Zeit. Gerade einmal 14 Kilometer lang ist die Insel in der südöstlichen Ägäis, unweit des türkischen Festlands, und mit etwas mehr als 8000 Einwohnern ein wahrhaft beschauliches Eiland. Ein vom sommerlichen Massentourismus noch verschonter Aussteiger-Inseltraum in Blau und Weiß, auf dem der Legende nach schon die griechische Göttin Artemis immer dann weilte, wenn sich die männliche Verwandtschaft am Olymp wieder einmal in den Haaren lag.
Von allen Dodekanes-Inseln ist Leros auch heute noch die stillste – zumindest an Land. Unter der Wasseroberfläche nämlich, in den tiefen, kristallklaren und zerklüfteten kleinen Buchten der Insel, tobt das Leben. Weil die Gewässer rund um Leros aufgrund starker Strömungen extrem sauerstoffreich und besonders salzhaltig sind und zudem die Wassertemperaturen ganzjährig zwischen milden 17 und 24 Grad Celsius pendeln. „Es gibt kein perfekteres natürliches Habitat für Meeresfische als die Küstengewässer von Leros“, sagt Dimitris Papapanagiotou, während wir auf eine Halle am Ende einer Bucht, etwas außerhalb des Fischerdorfs Partheni im nördlichsten Teil der Insel, zusteuern. „Deshalb haben wir uns 1982 auch dazu entschlossen, eine der ersten griechischen Küsten-Aquafarmen des Mittelmeers hier aufzubauen. Ohne dieses so einzigartige, empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht zu bringen.“
Dimitris ist gelernter Biologe, ehemaliger Universitätsmitarbeiter und Inhaber von Markellos Marine Farms, kurz MMF. Mit dem Thema Meeresfischzucht, erzählt er, habe er sich schon während seiner Zeit an der Universität im Rahmen verschiedener Projekte beschäftigt. Mit der Beschäftigung kam die Erkenntnis, dass Aquafarming ein sinnvoller Weg zum Schutz weltweit bedrohter Fischbestände sein kann – aber auch, dass konventionelle marine Aquakultur das Ökosystem teils erheblich belastet. Dimitris wollte beweisen, dass Nachhaltigkeit und marine Fischzucht einander nicht ausschließen müssen. Und die Beweisführung trat er mit dem Aufbau von Markellos Marine Farms kurzerhand selbst an.
In der weiß getünchten Produktionshalle in der Bucht von Partheni werden heute jährlich rund 1500 Tonnen qualitativ hochwertigster, nachhaltig aufgezogener Meeresfisch verarbeitet und verpackt. Für Transgourmet Vonatur zieht MMF Wolfsbarsche und Seebrassen auf, zwei besonders begehrte und edle Speisefischarten, die dank der natürlichen Gegebenheiten in den Gewässern vor Partheni und Dimitris’ Zuchtmaximen besonders festes, aromatisches Fleisch ausbilden – und die Liste an Maximen ist lang.
So erfolgt die Fütterung der Tiere, die aus griechischen Brutstationen mit einem Gewicht zwischen drei und zehn Gramm in die Aufzuchtstation und in Folge in die elf Meter tiefen Netzgehege in einer nahe gelegenen Bucht übersiedeln, mit gentechnikfreiem Futter, das speziell formuliert wurde. „Wir verwenden für die Fütterung ausschließlich eine Kombination aus MSC-zertifiziertem Fischmehl nicht von Überfischung bedrohter Arten, Fischöl, Sonnenblumenmehl, Maismehl, Vitaminen, Aminosäuren und Mineralien“, erklärt Dimitris. „Aktuell testen wir jedoch auch eine rein pflanzliche Futteralternative, um das tierische Protein zukünftig etwa durch Erbsenprotein ersetzen zu können“, ergänzt er. Dass ein Raubfisch schrittweise zum Pflanzenfresser werden kann, davon ist Dimitris überzeugt. Wie auch davon, dass ein gesunder und schmackhafter Fisch ausreichend Zeit und Platz für ein optimales Wachstum braucht. Die Besatzdichte hat er auf 10 bis 15 beziehungsweise 10 bis 45 kg/m3 begrenzt, geschlachtet werden die Fische erst, wenn sie ein Gewicht zwischen 400 und 600 Gramm haben. Das erreichen die Transgourmet Vonatur Seebrassen nach 14 Monaten, Wolfsbarsche nach 18 bis 20 Monaten. Turbomast-Wolfsbarsche, nur zum Vergleich, werden in der Regel mit einem Gewicht zwischen 300 und 450 Gramm geschlachtet und teils in etwas über einem Jahr zur Marktreife gebracht.
Ökonomisch betrachtet sei das klug, sagt Dimitris. Der Umweltschutz und das Wohl der Tiere bleiben dabei aber auf der Strecke. Dimitris will glückliche und gesunde Fische großziehen und zudem einen ernsthaften Beitrag zum Erhalt einer intakten Meeresfauna und -flora leisten. „Die Fütterung der Fische etwa hat großen Einfluss auf das Meeresökosystem. Wenn sich während der Fütterung Räuber in der Nähe der Netzgehege aufhalten, fressen die Fische nicht und das Futter sinkt durch die Maschen auf den Meeresboden. Deshalb installieren wir gerade Unterwasserkameras zum Monitoring der Netze und ihrer Umgebung, um die Fütterungszeiten zu optimieren“, erklärt er. Vor einigen Jahren hat MMF zudem in Kooperation mit dem Archipelagos Institute of Marine Conservation ein Monitoring-Memorandum zum Schutz von Seegraswiesen in der Nähe der Netzgehege unterzeichnet. Die, erklärt Dimitris, spielten im Ökosystem eine ähnliche Rolle wie Pflanzen und Wälder auf der Erde: Sie filtern beträchtliche Mengen Kohlenstoff aus dem Wasser und geben dafür Sauerstoff ab. Darüber hinaus ist MMF einer der wichtigsten Unterstützer und gemeinsam mit dem Archipelagos Institute Initiator eines Rehabilitationsprogramms für ehemals in Gefangenschaft gehaltene oder verletzte Delfine. Sie werden in einer abgeschiedenen Bucht der Nachbarinsel Lipsi aufgepäppelt und auf ihr Leben im Meer vorbereitet. „Und gefüttert werden sie mit einem Teil unserer wöchentlichen Fischproduktion!“, betont Dimitris stolz.
Als sich am Eingang zur Bucht die Silhouette eines der „Ernteschiffe“ von MMF abzeichnet, kommen wir noch einmal auf das Thema maximiertes Tierwohl in der marinen Aquakultur zu sprechen. Der Einsatz moderner Technologien und stetige Investition seien der Schlüssel dazu, ist Dimitris überzeugt. Deshalb stellt er das System des Abfischens auch gerade um. Bisher wurden die Fische mit Netzen aus den Gehegen an Bord geholt, wo die Tiere in Eiswasserbecken innerhalb von Sekunden den Kältetod starben. Zukünftig wird ein gerade in Bau befindliches, 17 Meter langes Hightech-Schiff die Fische über ein Pumpsystem aus den Netzen saugen, wo sie elektronisch betäubt und dann zur Schlachtung in die Produktionshalle gebracht werden. Die Methode sei schonender für den Fisch, sagt Dimitris, und optimiere zudem die Textur des Fleisches.
Als das Fangschiff schließlich anlegt, der stromlinienförmige Schatz von Leros im Bauch der Produktionshalle verschwindet und die Sonne langsam hinter den Bergrücken versinkt, macht sich auch die Bootsbesatzung auf den Weg nach Hause. An uns vorbei zieht eine Handvoll freundlich lachender, gegerbter Gesichter. Junge und ältere Männer mit kräftigen, rauen Händen, die nach Arbeit aussehen. „Menschen des Meeres“, sagt Dimitris mit einem zufriedenen Lächeln. „Alle unsere rund 40 Mitarbeiter kommen aus der Umgebung, sie alle entstammen Fischerfamilien und sie verstehen ihre Arbeit nicht einfach nur als Einnahmequelle. Es ist vielmehr eine Art, zu leben. Sie haben tiefen Respekt vor dem Meer und dessen Bewohnern und ihr traditionelles Wissen ist für uns von unschätzbarem Wert.“